Nach einer Sommerpause bin ich wieder in Schreiblaune. Mit diesem Beitrag möchte ich von einem Prinzip in meinem Leben berichten, das ich vor relativ kurzer Zeit etabliert habe und seitdem konsequent anwende. Hierdurch habe ich einige Lernerfahrungen gemacht, die für mich fast schon Entdeckungen oder gar Offenbarungen waren: es geht ums Spenden.
Als jemand, der seit 2009 – als ich meine Ausbildung zum Bürokaufmann begann – jeden einzelnen Euro, den er ausgibt, aufschreibt, bin ich stets bestens über meine Finanzen informiert. Durch Kategorisierung sehe ich genau, wie hoch meine Ausgaben sind, zum Beispiel für welche Arten nicht-essenziellen Konsums. Vor einiger Zeit habe ich beschlossen, 1 % dieser Gesamtsumme regelmäßig zu spenden.
Da ich dies konsequent umsetze – quasi immer, wenn ich einkaufen gehe oder sich bei IPA wieder eine Pfandtüte mit Leergut gefüllt hat – geschieht dies mehrmals pro Woche durch viele kleinere Summen. Durch diese wiederkehrenden und häufigen „Taten“ sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich in diesem Beitrag gerne vorstellen möchte.
Ich bin großer Fan eines sehr speziellen Podcasts, den ich nicht benennen möchte. Nachdem mir dieser vor etwa einem halben Jahr von einem Schüler und Freund empfohlen wurde, habe ich über den vergangenen Sommer erschreckend viele Folgen davon gehört. Zur warmen Jahreszeit kommt es schon mal vor, dass ich bis zu 20 Stunden pro Woche mit meinem größten Hobby verbringe: lange Fahrradtouren auf dem E-Bike.
Am Wochenende kann eine solche Tour mit Pausen durchaus sechs Stunden dauern. Meist fahre ich insgesamt etwa 80 km und kann somit schon mal zwei ganze der meist dreistündigen Folgen „nebenbei hören“. Ein netter Nebeneffekt ist auch, dass ich nicht selten nach einer Folge ein Buch eines Gastes kaufe. Am Ende des Sommers bin ich so für die bevorstehenden kalten und regnerischen Monate auf mein anderes Hobby vorbereitet: das bergeweise Lesen von Büchern. Im Frühling und Sommer tue ich dies so gut wie gar nicht, weil ich fast ausschließlich auf dem Fahrrad unterwegs bin. Im Herbst und Winter dreht sich das genau um, und ich sitze (gezwungenermaßen – dem Hamburger Wetter sei Dank) oft in meinem Wohnzimmer und lese ein Buch nach dem anderen. Oft war ich auch verblüfft, dass von Gästen, welche ich bereits kannte, nicht selten schon ein Buch dieser Person in meinem Bücherregal stand.
Was mir am Podcast gefällt, ist, dass er ein Gegengewicht zu „etablierten Medien“ zu sein scheint. Besonders gefallen mir die vielen Gäste, die zu Wort kommen, deren Meinungen andernorts sonst meist nicht oder stark verzerrt wiedergegeben werden. So bekomme ich einen Einblick auf „die andere Seite” – eine, die beispielsweise im ÖRR eher weniger bis gar nicht abgebildet wird. Und als jemand, der fast jede Folge Lanz, Maischberger, Illner und Miosga hört (beim Putzen der Akademie vergeht viel Zeit), kann ich das schon ganz gut beurteilen, denke ich. Da ich bei IPA die klare Linie verfolge, mich nicht über Politik zu äußern, und im Team ein absolutes Verbot gilt, politische Inhalte zu diskutieren oder Meinungen zu teilen, werde ich das mit diesem Blog auch nicht ändern.
Worum es mir geht, ist etwas anderes: Nämlich die Tatsache, dass ich durch den Podcast bereits zahlreichen Menschen (in immerhin meist dreistündigen Gesprächen) zugehört habe, von denen ich niemals etwas mitbekommen hätte. Dadurch wurde ich auf Themen aufmerksam, die mir zunächst fremd erschienen und für die ich wenig Interesse hatte. Doch durch die intensiven Gespräche des Podcasts habe ich Einsichten gewonnen, die mein Leben bereichert – teilweise sogar verändert – haben.
Ein Beispiel dafür ist eine der beiden Folgen von einem Gast, einem deutschen Konvertiten zum Islam. Ich bin religionsabgeneigt und sehe auch nicht, dass sich das in nächster Zeit – wahrscheinlich eher jemals – ändern wird. Daher war es für mich wirklich gewöhnungsbedürftig, seine beiden Folgen zu hören. Ich habe mich gefragt, ob ich es überhaupt tun sollte, da mich sein Thema zunächst nicht interessierte. Aber so wie der Host des Podcasts jedem eine Chance gibt, wollte auch ich es tun.
Nach dem Durchhören hatte sich meine Meinung zwar kaum geändert, doch eine Sache habe ich mitgenommen: Es gibt im Islam offenbar die (verpflichtende?) Regel, dass ein bestimmter Prozentsatz des eigenen Geldes gespendet werden soll. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie hoch dieser Anteil war, glaube aber, dass es etwa 2–3 Prozent waren. Ob dies auf Einkommen oder Vermögen bezogen ist, weiß ich nicht genau – ich glaube Vermögen.
Was mich jedoch besonders aufmerksam gemacht hat, waren nicht die technischen Details, sondern das Prinzip an sich und die Erklärung des Gastes: Nämlich dass Bedürftige und Arme ein Recht auf dieses Geld haben. Es steht ihnen quasi zu und man ist es ihnen schuldig, es weiterzugeben. Zunächst war das eine Aussage, der ich wenig abgewinnen konnte. Doch wie so oft nach einer Folge des Podcasts fing ich an, über das Gehörte nachzudenken und es für mich zu reflektieren. Ich bemerkte, dass ich Gefallen an diesem Prinzip empfand und begann, es in mein Leben zu integrieren.
Ich fing mit einer relativ einfachen, aber gar nicht so kleinen Sache an: dem Spenden der Pfanddosen- und Flaschen, die sich bei IPA ansammeln. Nach fast jedem Training lade ich die gesamte Mannschaft zu einem gekühlten Getränk ein. Besonders bei hohen Temperaturen greift da fast jeder gerne zu – und am Ende bleibt reichlich Pfand übrig. Auch aus dem Kühlschrank kauft sich hin und wieder jemand ein Getränk, und nach jedem IPA Grapple Cup oder jeder ICL Fight Night hinterlassen die Besucher haufenweise Pfanddosen und -flaschen. So bekomme ich fast täglich eine Tüte zusammen, die meist einen Wert von 5 bis 7 Euro hat. Diese Tüte nehme ich seit meiner Entscheidung immer dann mit, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, und gebe sie dem ersten Bedürftigen, zum Beispiel einem Hinz&Kunzt-Verkäufer vor einem Geschäft oder ähnlichem.
Wichtig ist mir dabei, dass die Flaschen vorher gereinigt werden. Jeder kennt das sicher – besonders bei zuckerhaltigen Getränken: Die klebrige Suppe, die sich in einer solchen Tüte ansammelt, ist einfach ekelhaft. Beim Einlegen in den Leergutautomaten bekommt man schnell klebrige Finger. So ein „Geschenk“ wäre keine gut gemeinte Spende, sondern fast schon eine Verhöhnung im Sinne von: „Mir ist das zu eklig, aber du kannst das ja machen und dafür ein paar Euro bekommen.“
Ganz ähnlich – und ebenfalls nicht zu unterschätzen – ist das Kleingeld, das sich bei IPA ansammelt, wenn sich jemand ein Getränk kauft. Fast immer wird in kleinen Münzen unter einem Euro bezahlt. Nachdem ich das Geld aus der Trinkgelddose herausnehme, verbuche ich den Betrag im Kassenbuch (falls das Finanzamt mitliest: ja, ich tue das wirklich – ohne Scheiß…ehrlich!) und sammle das Kleingeld in einem Kaffeebecher. Sobald dieser voll ist, wird auch dieses Geld gespendet – an die erste bedürftige Person, der ich draußen begegne.
Aber auch hier gilt: Ich spende keinen Haufen Kleingeld. Das würde denselben Eindruck erwecken – so nach dem Motto: „Mir ist das zu nervig und nicht wertvoll genug, aber du kannst es haben.“ Stattdessen tausche ich die Münzen vorher in gastronomischen Betrieben um. Die freuen sich meist über das Kleingeld und geben mir dafür gerne einen Schein zurück – und genau den spende ich dann weiter.
Mir ist durch diese „kleinen“ Dinge aufgefallen, dass es mir finanziell quasi gar nicht weh tut. Diese Beträge zwischen fünf und zehn Euro wären sonst einfach „untergegangen“ – selbst bei meiner peniblen Buchführung. Und doch summiert sich das ganz schön: Jede Spende wird von mir in einer Liste vermerkt, und über das Jahr hinweg sehe ich, wie sich mein Spendenkonto zu einem beachtlichen Betrag entwickelt.
Außerdem habe ich festgestellt, dass es sich sehr gut anfühlt, die – durchaus als Arbeit zu bezeichnenden – Tätigkeiten zu erledigen, um etwas „Richtiges“ spenden zu können. Wie gesagt: Ich gebe dem Bedürftigen nicht meinen „Dreck“ (also klebriges, ekliges Pfand), sondern reinige das Leergut vorher und empfinde dabei echte Freude. Dasselbe gilt fürs Münzensammeln und Eintauschen – oft bekomme ich dafür beim betreffenden Gastronomen sogar noch einen Pluspunkt, weil er sich über das Kleingeld freut.
Mit der Zeit habe ich dann auch angefangen, ein oder zwei Euro zusätzlich, sozusagen aus „meiner eigenen Tasche“, zu geben – und manchmal sogar einen Fünf-Euro-Schein, wenn ich in dem Moment das Gefühl hatte, im Leben gerade besonders reichhaltig beschenkt worden zu sein und davon etwas abgeben zu können.
Wie eingangs erwähnt, habe ich mit einem Prozent meiner Konsumausgaben pro Jahr angefangen und mir vorgenommen, diesen Anteil in Zukunft möglicherweise zu steigern. Aber wie bei jedem Vorsatz, jeder Gewohnheit oder selbstgesetzten Regel ist es immer eine gute Idee, klein zu starten und das Verhalten erst einmal zu etablieren – also „im Gehirn zu festigen“. Es nützt ja nichts, direkt groß zu starten und dann nach kurzer Zeit wieder aufzuhören. Etwas, das ich auch begeisterten BJJ-Anfängern immer wieder sage: Mach es lieber seltener, dafür aber für immer. Trainiere nicht aus anfänglicher Begeisterung täglich, nur um dann nach weniger als einem Jahr aufzuhören, weil du dich ausgebrannt hast.
Bezüglich meiner Systematik im Kopf habe ich mir folgenden Ablauf überlegt, der mir gut gefällt: Ich betrachte diese „Abgabe“ quasi als eine „Steuer“ auf meine Konsumausgaben. Diese sind schließlich relativ frei steuerbar – und je mehr ich konsumiere, desto besser muss es mir (wirtschaftlich) auch gehen. Denn Konsum kostet Geld und kann nur im Rahmen der eigenen finanziellen Möglichkeiten ausgelebt oder gesteigert werden. Anders als etwa im Islam, wo die Abgabe (Zakat) auf das Vermögen bezogen ist, orientiert sich mein Spendenbetrag also am Genuss, den ich mir über das Essenzielle hinaus gönne – also nicht an Dingen wie Miete, Lebensmitteln oder Krankenversicherung, sondern an Luxusausgaben wie Restaurantbesuchen, Kino, Haustier, Urlaub usw. Vermögen habe ich aktuell eh keins. Nachdem ich IPA im Jahr 2022 gegründet und dafür sämtliches Erspartes, das ich seit 2012 durch verschiedene Finanzprodukte, Sparpläne und Aktien angehäuft hatte, bis auf den letzten Euro eingesetzt habe.
Von meinem Konsum 1 % zusätzlich zu „bezahlen“ und abzugeben, bricht mir keinen Zacken aus der Krone. Sagen wir, ich habe am Ende des Jahres 20.000 € für nicht-essenziellen Konsum ausgegeben. Wenn ich es mir leisten konnte, so viel für Genuss zu bezahlen, dann kann ich es mir auch leisten, 200 € im gesamten Jahr gespendet zu haben. Eigentlich wirkt 1 % hier fast schon lächerlich gering. Auf jeden Fall ist es keine Absurdität.
Zum jetzigen Zeitpunkt liegt mein Anteil sogar bei 1,65 Prozent – nachdem ich eine relativ große Spende umgesetzt habe, die mir sehr wichtig war, um jemanden zu unterstützen, dem ich sehr viel zu verdanken habe. In diesem Fall habe ich sogar als Gegenleistung eine Menge an Büchern erhalten, die ja nicht nur einen inhaltlichen, sondern auch einen finanziellen Wert haben. Bei IPA hätte ich diese Bücher gut weiterverkaufen können, möglicherweise sogar mit Gewinn.
Das jedoch hätte – meiner Meinung nach – den Gedanken der Spende geschwächt, wenn nicht sogar korrumpiert. Es sei denn, ich hätte jeden umgesetzten Euro wieder von der Spende abgezogen, was wiederum mein 1-Prozent-Ziel gesenkt hätte. Also begann ich, sämtliche Bücher zu verschenken.
So war es für mich auch leichter, die gestohlenen Exemplare „abzuschminken“, die wenig später beim letzten IPA Grapple Cup entwendet wurden – und meine Wut über diesen Vorfall merklich zu senken, nachdem ich realisiert hatte, dass mein Ziel dadurch nicht beschädigt wurde: Die Spende hatte ihre Empfänger erreicht.
Im Gegenzug hatte ich zwar Güter mit einem Sachwert erhalten, die mir dann entwendet wurden – aber weder kam ich dadurch wirklich zu Schaden, noch verlor die ursprüngliche Spende ihre Bedeutung. Außerdem dachte ich mir: Dann haben jetzt eben andere Menschen – auch wenn sie nicht zu IPA gehören und keine Erlaubnis hatten, die Bücher mitzunehmen – vielleicht Freude daran und finden hoffentlich gute Verwendung dafür.
Im berühmten Buch von Felix Dennis How to Get Rich – einem meiner absoluten Lieblingsbücher, das ich jedes Jahr aufs Neue lese – heißt es sinngemäß: „Sobald du etwas hast – gib es weg. Je schneller, desto besser. Denn dann kannst du früher wieder anfangen, Neues davon zu machen. Und mehr.“ Gut, der Mann war steinreich (selfmade), und sein Kapital arbeitete für ihn rund um die Uhr. Da fällt es leichter, Geld wegzugeben – wenn ständig mehr reinkommt, als man ausgeben kann. Aber ich mag den Gedanken, auch als Normalsterblicher.
Und es kann sein, dass ich es mir einbilde – ich habe diesbezüglich weder Buch geführt noch Statistiken erstellt –, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass seitdem ich dieses Prinzip in meinem Leben etabliert habe und mich streng daran halte, sehr viel Gutes zu mir kommt.
Zuallererst in Form positiver Gefühle: Es freut mich jedes Mal, wenn ich etwas „abgebe“, das ich eigentlich für mich hätte behalten können. Früher habe ich mir von einer solchen Pfandtüte, die – wie gesagt – meist einen Wert von fünf bis sieben Euro hat, in einem Café einen Kaffee und eine kleine Süßigkeit gegönnt. Eigentlich finde ich das Preis-Leistungs-Verhältnis solcher Dinge (im teuren Hamburg) katastrophal und würde mir das als Sparfuchs niemals leisten – nur in Ausnahmefällen oder zu besonderen Anlässen.
Aber beim Pfand dachte ich mir immer: Dieses Geld habe ich quasi „kostenlos“ erhalten – und da fühlte es sich nicht falsch an, es für einen Kaffee und einen überteuerten Keks auszugeben. Doch was sich noch besser anfühlt, ist, darauf zu verzichten und das Geld lieber gespendet zu haben. Auch die Reaktionen mancher Empfänger sind oft sehr schön zu erleben und lösen bei mir natürlich positive Gefühle aus.
Was ich allerdings ebenfalls sagen muss: Ich habe das Gefühl, dass mir auch in finanzieller Hinsicht vieles in positiver Form „zufliegt“. Es ist nicht nur eine Vermutung, sondern Fakt, dass IPA in letzter Zeit immer besser läuft. Ich weiß nicht genau, woran das liegt, aber insgesamt habe ich den Eindruck, dass sich die geschäftliche Entwicklung spürbar beschleunigt hat – als wäre sie angekurbelt worden. Woher das genau kommt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Doch ich genieße den Gedanken, dass es vielleicht mit meinen „Taten” zusammenhängt – und dass ich etwas von dem, was ich gebe, auf meine Weise zurückerhalte.
Ich glaube fest ans Karma und daran, dass alles im Leben zurückkommt. Durch Bücher wie The Secret und auch durch meine eigenen Lebenserfahrungen – insbesondere den Verlauf meines Lebens seit etwa 2021, als ich anfing, ein halbwegs guter Mensch zu werden und mich auch so zu verhalten – ist mir sehr viel Gutes zugekommen, quasi zugeflogen. Ich merke immer wieder, und führe es auf mein überwiegend gutes Verhalten im Leben zurück, das von vielen Prinzipien geprägt ist, die ich mit hoher Disziplin befolge. Seit diesem Jahr ist ein neues dazugekommen, das meines Erachtens überaus lohnenswert ist. Für mich steht fest: Jede positive Handlung erzeugt eine positive Reaktion. Auf jede positive Reaktion folgt eine weitere positive Handlung.
Ich gebe zu, dass ich oftmals auch fast schon eine egoistische Motivation dahinter vermute – nämlich, weil ich weiß, dass meine gute Tat in Form positiver Ereignisse zu mir zurückkommen wird. Oft nicht sofort, meist aber in vielfacher Summe später, quasi mit Zinseszinseffekt. Doch genau darin liegt für mich die Besonderheit: Es ist kein Nullsummenspiel. Indem ich etwas abgebe und streng genommen etwas „verliere“, bekommt es jemand anderes und er „gewinnt“. Durch den erwähnten „Zinseszinseffekt“ gewinne ich am Ende mehr, als ich abgegeben habe, während ich jemand anderem geholfen und ihm etwas gegeben habe, das er brauchte. Win-win.